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Den Libanesen die WM in Brasilien schenken

Christian Schweichler - Torwarttrainer der libanesischen Nationalmannschaft

Es ist der Traum eines jeden Fußball-Torwarttrainers, einmal in seiner Laufbahn eine Nationalmannschaft zu trainieren. Für den Mülheimer Christian Schweichler ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Sein Team ist nicht etwa das von Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sondern das libanesische Nationalteam. Was sich im April 2012 als Riesenherausforderung und großes Abenteuer angekündigt hatte, ist mittlerweile zu einer Erfolgsstory geworden.

Über 4000 Verletzte, annähernd 2000 getötete Menschen und eine Vielzahl von zerstörten Städten und Dörfern. Auch sechs Jahre nach dem Ende des Libanon-Krieges sind die Folgen und die Erinnerungen noch immer den Köpfen der Libanesen. Doch mittlerweile kehrt die Freude in das Land am Mittelmeer zurück. Grund dafür, ist ihr ganzer Stolz, die Fußball-Nationalmannschaft. Das Team, das von Theo Bücker, der in der Bundesliga bei Borussia Dortmund, beim MSV Duisburg und beim FC Schalke 04 gespielt hat, trainiert wird, steht in der letzten Qualifikationsrunde zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.

Dass der libanesische Fußballverband das Ziel und vor allem den Traum Brasilien unbedingt erreichen möchte, beweist die Tatsache, einen professionellen Torwarttrainer einzustellen. Nach langer Suche fanden die Verantwortlichen im über 3100 Kilometer entfernten Mülheim mit Christian Schweichler, der einst beim VfB Speldorf seine sportliche Heimat hatte, ihre Wunschlösung. Für den Ex-Speldorfer folgte der nächste Schritt auf seiner Karrierestufe nach oben. Einen Schritt, den der sympathische Glatzenträger bis heute nicht bereut und als Riesenanreiz sieht. „Eine Nationalmannschaft zu trainieren, ist immer reizvoll. Ein solches Angebot erhält man nicht alle Tage“, betont der 34-Jährige und schiebt nach. „Ich möchte mit dem Aufbau einer Torwart-Akademie Strukturen zu schaffen, die das Torwartspiel im Libanon langfristig auf ein höheres Niveau heben“, gibt Schweichler als sein Ziel aus.

Ex-Bundesligaspieler im Aufgebot
Dass der Stellenwert der libanesischen Fußball-Nationalmannschaft von Jahr zu Jahr wächst, beweist die Tatsache, dass mit Roda Antar (ehemals SC Freiburg) und Youssef Mohamad (ehemals 1. FC Köln) zwei Ex-Bundesligaspieler im Nationalkader stehen. Zudem verdienen mit Adnan Haidar (Stabaek IF) und Hassan Saad (Kansas City) zwei Nationalkicker ihr Geld im Ausland. Mit Keeper Abbas Hassan (IFK Norrköping) steht ein weiterer Nationalspieler im Ausland unter Vertrag. Der 27-jährige Leistungsträger wird in seiner Heimat als großes Idol gefeiert. Dank seiner starken Leistungen wurde der Torwart bereits vom englischen Meister Manchester City zum Probetraining eingeladen.

Auch wenn die Libanesen mit Abbas Hassan über einen guten Schlussmann verfügen, sieht Christian Schweichler bei der Torwartausbildung Nachholbedarf. „Die Ausbildung junger Talente lässt leider generell auch im arabischen Raum noch immer zu wünschen übrig. Die ideale Ausführung torwartspezifischer Grundtechniken stellt viele Keeper vor große Probleme“, betont der studierte Sportwissenschaftler.

Seinen Lebensmittelpunkt hat der Torwarttrainer komplett nach Vorderasien verlegt. „Ich wohne in einem Vorort von Beirut und habe das Glück, in meiner Freizeit eine Menge über das Land und seine Kultur lernen zu dürfen. Speziell Beirut ist mit seinen vielen kulturellen und gastronomischen Angeboten ein Ort, der viele Menschen aufgrund des hohen Lebensstandards anzieht“, erklärt der Mülheimer, der die Libanesen als sehr gastfreundliche Menschen kennengelernt hat. „Die Mehrheit der Menschen ist weltoffen und pflegt einen westlichen Lebensstil. Dennoch ist die Gesellschaft natürlich arabisch geprägt“, so Christian Schweichler, der mit „seinen Libanesen“ im nächsten Jahr die WM-Quali schaffen möchte. „Wir werden alles daran setzen, dass wir uns unseren Weltmeisterschaftstraum erfüllen. Das haben sich die Menschen im Libanon verdient.“

Quelle: www.derwesten.de

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