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Fakhreddine: "Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit"


In westasiatischen Ländern mit ihren überaus konservativen Gesellschaftsformen haben es Frauen nicht leicht, es in Sportarten wie Fussball weit zu bringen. Doch die Libanesin Darine Fakhreddine, Stammtorhüterin der Frauen-Nationalmannschaft und der Futsal-Nationalmannschaft ihres Landes, ist ein leuchtendes Vorbild für alle, die davon überzeugt sind, dass der Frauenfussball im Nahen Osten mit der entsprechenden Unterstützung und Führung ein riesiges Potenzial hat.

Fakhreddine begann als Neunjährige mit dem Fussball, als sie mit den Jungs aus der Nachbarschaft herumkickte. Seitdem hat sie es weit gebracht und für Klubs in Libanon und im Ausland gespielt. Sie nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Turnieren im In- und Ausland teil.
Ihr jüngster Erfolg ist die Wahl zur besten Torhüterin der Futsal-Frauen-Meisterschaft der westasiatischen Fussballverbände (WAFF) 2012 in Bahrain. Einen Großteil ihres Erfolges schreibt die talentierte und bescheidene Torfrau ihrem Bruder und ihrem ersten Trainer Ashraf Mahjoub zu.

"Als ich 18 war, spielte ich noch Basketball", erzählte sie FIFA.com. "Ein Mal spielte ich aus Spaß ein bisschen herum und führte den Ball mit dem Fuß und dem Kopf. Ashraf Mahjoub sah mich und lud mich sofort zu einem Testspiel ein, das er gerade auf die Beine stellte. So hat alles angefangen.

"Ich verdanke Ashraf sehr viel", fuhr sie fort. "Er hat mir in meiner ganzen Karriere geholfen, mich spielerisch zu entwickeln und Erfahrung zu sammeln. Und er hat mir auch geholfen, als ich nach Jordanien gegangen bin, um für Al Ansar zu spielen. Er hat mich dort bekannt gemacht."

Darine Fakhreddine hat eine Menge erreicht, doch leicht war es nicht. "In der arabischen Gesellschaft gilt Fussball als reiner Männersport", so die 31 Jahre alte Torhüterin. "Es ist hier nicht wie in Europa, wo dem Frauenfussball viel Interesse entgegengebracht wird."

Trotzdem sind die Möglichkeiten für Frauen jetzt besser als je zuvor, erläuterte sie: "Als ich anfing, gab es in ganz Jordanien nur vier Klubs, bei denen überhaupt Frauenfussball angeboten wurde. Mittlerweile gibt es eine Liga mit acht Teams und der Wettbewerb ist viel intensiver geworden. Auch das Interesse am Frauen-Futsal hat sich deutlich gesteigert."

Der schnelle Weg an die Spitze
Vor dem Beginn der westasiatischen Futsal-Frauen-Meisterschaft 2012 galt Libanon als völlig aussichtsloser Kandidat. Die Mannschaft war erst zwei Monate vor Beginn des Turniers zusammengestellt worden. Der Verband hatte hierzu ein Futsal-Turnier mit gut 200 Teilnehmerinnen organisiert, von denen dann 27 ausgewählt wurden, um das Land zu vertreten.

Doch diese erst in letzter Minute zusammengewürfelte Mannschaft schaffte eine ganze Reihe beeindruckender Ergebnisse. In der Gruppenphase erreichte das Team zwei Siege gegen Palästina und Katar und kassierte nur eine Niederlage gegen Jordanien. Damit war das Halbfinale erreicht, in dem sie den Iranerinnen einen harten Kampf lieferten, bevor sie sich im Sechsmeterschießen geschlagen geben mussten.
"Das war meine zweite Teilnahme an der WAFF-Futsal-Meisterschaft und sie war ein großer Erfolg. Wir haben fantastische Leistungen gezeigt und wirklich guten Futsal gespielt", so Fakhreddine voller Stolz über das gute Abschneiden ihres Teams.

"Vor vier Jahren in Amman waren wir zum ersten Mal dabei", erzählte sie. "Damals kannten wir noch nicht einmal die Futsal-Regeln richtig und haben gegen Iran eine hohe Niederlage kassiert. Dieses Mal war alles ganz anders. Wir waren abgesehen von Iran die einzige Mannschaft, die richtig guten Futsal gespielt hat. Alle waren sehr überrascht von unserem spielerischen Niveau. Wir haben die Iranerinnen in große Verlegenheit gebracht und hätten sie fast aus dem Turnier geworfen."

Auf die Frage, wie die Mannschaft nach so kurzer Zeit so gut spielen konnte, meinte Fakhreddine: "Wir haben unter Trainer Hussein Dib zwei Monate lang wirklich hart trainiert. Er hat wahre Wunder vollbracht und uns nicht nur körperlich, sondern auch spielerisch und taktisch fit gemacht."

Unterstützung als Schlüsselfaktor
Nach ihren bisherigen Leistungen blickt Fakhreddine voller Vorfreude auf die nächsten Herausforderungen, bei denen sie mit der libanesischen Nationalmannschaft für Furore sorgen kann. Gemeinsam mit ihren Teamkameradinnen will sie ähnlich beeindruckende Leistungen zeigen wie die Männer-Mannschaft im Rahmen der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™.

Sie ist allerdings überzeugt, dass dauerhafter Erfolg nur mit ernster und langfristiger Unterstützung seitens der Verbandsführung möglich sein wird. "Es gibt sehr viele talentierte Spielerinnen", machte sie deutlich, wobei ihre Frustration über die aktuelle Situation unverkennbar blieb. "Aber wir brauchen mehr Aufmerksamkeit von offizieller Seite. Die Mädchen lieben das Spiel, aber es kann keine Fortschritte geben, wenn wir nicht die benötigte Unterstützung bekommen."

"In Europa gibt es viel mehr Unterstützung", fuhr sie fort. "Zunächst von Familienmitgliedern, die die Mädchen zum Mitmachen ermutigen, aber auch von staatlicher Seite. Hier ist das ganz anders. Es gibt sehr viele Hindernisse."

Sie hofft, dass der Titelgewinn Japans bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ auch für arabische Länder einen Anreiz bildet, ihr spielerisches Niveau zu verbessern. Außerdem freut sie sich darauf, ihre Erfahrungen an die folgenden Generationen weiblicher Spieler weiterzugeben.

"Ich habe unendlich viele Trainingseinheiten hinter mir", sagte sie zum Schluss des Gesprächs. "Ich hoffe, dass ich einen Teil meiner Erfahrung an andere Spielerinnen weitergeben kann. Wir müssen den Frauenfussball in Libanon professionell gestalten, um die Kluft zu den anderen Ländern überbrücken zu können."

 Quelle: fifa.com

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